Freiräume planen für aktives Lernen

Fragen

Wie kann ich meine Lehrveranstaltung so gestalten, dass die Lernergebnisse nachhaltiger sind?

Wie gebe ich meiner Lehrveranstaltung eine Struktur?

Wie verpacke ich meine Inhalte?

Das fromme Ideal: Lehrveranstaltungen plant man frühzeitig, sichtet den Stoff, überarbeitet das Skript und passt die didaktischen Methoden an. Nur: In Wirklichkeit kommt es oft anders. Schon aus zeitlichen Gründen orientiert sich die Planung oft an einer inhaltlichen Systematik, wie sie aus Lehrbüchern vertraut ist. Das allein muss noch kein Schaden sein, doch wenn als Konsequenz auch in der Vorlesung die Präsentation von Inhalten dominiert – wo ist dann für die Lernenden der Mehrwert gegenüber dem Lehrbuch? Für die Lehrenden selbst sind reine Vortragsveranstaltungen häufig gleichermaßen unbefriedigend: 90 Minuten konzentriert vorzutragen, zumal wenn Unruhe entsteht, macht keinen Spaß. Und es stellt sich im Anschluss die Frage: Was ist eigentlich bei den Studierenden hängen geblieben?

Untersuchungen zeigen, dass 90minütige Frontalvorträge ineffektiv sind. Die Studierenden behalten kaum etwas, liegt doch die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne bei passivem Zuhören nur bei etwa 15 Minuten. Damit findet man sich als Lehrende*r im Dilemma der Vollständigkeitsfalle: Einerseits meint man, gerade in Grundlagenveranstaltungen eine große Stofffülle vermitteln zu müssen, andererseits wird diese Stofffülle im klassisch frontalen Format eben nicht bewältigt. Da bei den Studierenden kaum etwas im Gedächtnis bleibt, hat man womöglich an vielen Studierenden „vorbeigelehrt”, denn ihnen fehlt der Zusammenhang: Was ist wichtig, was unwichtig? Entsprechend stellen sich häufig Situationen à la „Aber darauf habe ich doch in der Vorlesung mehrmals hingewiesen!” ein.
Zur Vermeidung dieser Probleme ist es ein effektives Mittel, das frontale Format aufzulösen und Einheiten für eine aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten einzubauen. Anhand eines Rasters verändert sich die klassische Perspektive bei der Vorlesungsplanung, indem neben dem inhaltlichen Fokus auch methodische Abwechslung und das jeweilige Lern- ziel in den Vordergrund rücken. Baut man Phasen für aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff ein, wird es jedoch nötig, den Stoff zu reorganisieren
und eventuell Teile in die Selbststudienzeit auszulagern.

hörsaalWird die Planung strukturiert und transparent gestaltet, lässt sich nicht nur das eigene Lehrhandeln, sondern auch der Verständnisprozess der Studierenden verbessern. Für die Studierenden ist es von besonderer Wichtigkeit, dass die Thematik ein- und abgegrenzt wird, sie also einen genauen Überblick darüber bekommen, worum es im Wesentlichen gehen soll, und dass die Ziele der Veranstaltung ebenso formuliert und visualisiert werden wie auch das Vorgehen selbst. Wenn die Studierenden wissen, was man mit ihnen vorhat, fällt es ihnen leichter, sowohl inhaltlich zu folgen als auch sich auf kleine Arbeitsphasen mit den Sitznachbar*innen oder andere Formatvariationen einzulassen.
Und schließlich die Frage der Präsentation: Manchmal langweilt man sich in Vorträgen. Dabei kennen die meisten aus eigener Erfahrung die kleinen Tricks, die es zu beherzigen gilt:

  • Die Studierenden emotional einbinden: Was geht sie das an (für ihre berufliche Zukunft, aber vielleicht auch persönlich)?
  • Sie visuell ansprechen: unterschiedliche Visualisierungsformen verwenden (Bilder, Text, Formeln, Concept Maps etc.).
  • Als Vortragende*r die persönliche Note in der Präsentation berücksichtigen: nicht gleich mit dem Vortrag beginnen, sondern den eigenen Bezug zum Thema verdeutlichen.
  • Sich auf das Wesentliche konzentrieren: denn eine Präsentation kann nie eine Enzyklopädie sein (dies ist so banal, wie es häufig nicht berücksichtigt wird).
  • Und nicht sofort weiterreden, wenn man eine Folie geöffnet hat: das Gehirn kann nicht gleichzeitig lesen und zuhören!

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