Das Selbststudium fördern und integrieren

Fragen

Wie schaffe ich es, dass meine Studierenden kontinuierlich lernen?

Wie verbinde ich Selbststudium und Präsenzzeit?

Die Studierenden zu kontinuierlichem Lernen auch außerhalb von Präsenzphasen zu motivieren, ist selbst in kleinen Veranstaltungen eine Herausforderung. In Großveranstaltungen wird dies noch akuter: Für die Studierenden sinkt die Chance, sich und ihr Wissen den Lehrenden präsentieren zu können, bzw. sinkt auch das Risiko, als „Nichtlerner“ entdeckt zu werden.

Grundsätzlich erscheint das Selbststudium als große Unbekannte, von der Lehrende wenig mitbekommen. Einen interessanten Einblick in das studentische Selbststudium in den Bachelor- und Masterstudiengängen gibt es allerdings durch eine der profiliertesten hochschuldidaktischen Studien der letzten Jahre, die ZEITlast-Studie (R. Schulmeister/C. Metzger). Im Rahmen der Studie dokumentierten Studierende ein Semester lang täglich, wie sie ihre Zeit genutzt hatten. Drei Ergebnisse seien hier herausgehoben:

  • Die für das Selbststudium aufgewendete Zeit variiert bei Studierenden des selben Studiengangs extrem – manche Studierende ingenieurwissenschaftlicher Fächer lernten pro Woche nur 6 Stunden, andere bis zu 30 Stunden.
  • Die Art zu lernen unterscheidet sich ebenso stark – einige Studierende lesen die meiste Zeit, andere rechnen vor allem Aufgaben, wieder andere suchen den Austausch in Arbeitsgruppen.
  • Gelernt wird vor allem vor der Prüfung.
  • Wünschenswert erscheint es, möglichst alle Studierenden zum Selbststudium zu bewegen und es gleichzeitig besser über die Semesterzeit zu verteilen. Diese Möglichkeit besteht durchaus: Über die Gestaltung der eigenen Lehrveranstaltung können Lehrende Einfluss auf den Zeitpunkt und den Umfang des Selbststudiums nehmen.

Dies kann auch in Großveranstaltungen umgesetzt werden. Dafür gilt es zunächst, das Selbststudium bei der eigenen Veranstaltungsplanung von vornherein mitzudenken und den Studierenden dann genaue Anweisungen zu geben, womit sie sich zwischen den Sitzungen beschäftigen sollen – z. B. welchen Text sie lesen oder dass sie bestimmte Aufgaben rechnen sollen. Wichtig ist dann, die Studierenden mit ihrem Selbststudium nicht alleine zu lassen. Eine einfache Lösung ist es, z. B. im Rahmen eines Stud.IP-Forums selbst für Fragen ansprechbar zu sein bzw. die Studierenden zur gegenseitigen Beantwortung von Fragen zu motivieren (Onlineplattform).

Entscheidend ist letztlich aber, das Selbststudium der Studierenden (z. B. JiTT) wieder in die eigene Veranstaltung einzubinden. Erst dann erkennen die Studierenden, dass ihre Arbeit ihnen etwas bringt. Notwendig ist dafür nicht einmal, dass ein einzelner Studierender befragt wird, etwas vorrechnet oder präsentiert. Ein für Motivation und Aufmerksamkeit positiver Effekt lässt sich schon dadurch erzielen, dass während des Selbststudiums aufgekommene Fragen, die z. B. im Forum artikuliert wurden, aufgenommen werden – beispielsweise in einem kleinen Zeitfenster, das extra für diesen Zweck am Anfang oder Ende der Veranstaltung reserviert ist.

 

Leistungspunkte (ECTS)
Leistungspunkte (LP) nach dem European Credit Point System (ECTS) drücken aus, wie viel Zeit ein*e Studierende*r für eine Lehrveranstaltung im Semester insgesamt aufwenden soll. 1 LP entspricht an der TUHH 30 Stunden, d. h. für eine Vorlesung mit Übung und insgesamt 4 LP sollen 120 Stunden aufgebracht werden. Rechnet man 14 Veranstaltungen à 135 Minuten (2 VL + 1 Ü) und eine Prüfung von 120 Minuten ab, sollen für das Seminar 86,5 Stunden Selbststudium erbracht werden. Die nach diesem Muster berechnete Selbststudienzeit sollte bei der Planung einer Veranstaltung mitbedacht und eingebunden werden.
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