Lernen als aktiver Prozess

Fragen

Wie bekomme ich die Studierenden dazu, in der Vorlesung mitzuarbeiten?

Wie halte ich die Aufmerksamkeit der Studierenden wach? 

Wie schaffe ich durch Aktivierung nachhaltiges Lernen? 

Gerade sehr große Veranstaltungen geben Lehrenden oft das Gefühl, die Studierenden nicht sinnvoll einbeziehen zu können. Doch Interaktivität und Kommunikation lassen sich auch in großen Vorlesungen realisieren. Das bringt beiden Seiten mehr Spaß und greifbaren Gewinn: Lehrende erhalten Entlastung durch kurze Vortragspausen und Studierenden die Chance auf mehr Verständnis dank der aktiven Auseinandersetzung.

Aufmerksamkeitskurve nach Lloyd
Aufmerksamkeitskurve nach Lloyd

Die Lernpsychologie hat untersucht, wie sich der Verlauf von Aufmerksamkeit innerhalb einer neunzigminütigen Vorlesung im Vortragsstil entwickelt. Zwei Höhepunkte zeigen sich zu Beginn und Ende der Lehrveranstaltung, etwa die ersten bzw. letzten 10-15 Minuten. Das zentrale Ergebnis ist aber, dass die geistige Vitalität nach jeweils 15-20 Minuten Vortrag stark nachlässt und es anschließend zu einem beachtlichen Konzentrationsverlust kommt. Ähnliches gilt übrigens auch für die Lehrenden und die Performance des Vortrags.

Ziel einer Vorlesung sollte es also sein, diese Kurve durch verschiedene Aktivitäten zu harmonisieren. Durch inhaltliche Strukturierung und methodische Intervention kann die Aufmerksamkeit wieder erhöht werden. Dabei zeigt die Erfahrung, dass eine einzelne Intervention als kleine Insel der Aktivität nur wenig zum besseren Verstehen beitragen kann und die Studierenden nach wie vor einen Großteil der Vorlesung unaufmerksam bleiben. Ein Vorgehen, bei dem sich wiederholt Vortrags- und Aktivitätsphasen abwechseln („Sandwich-Prinzip“), berücksichtigt die Erkenntnisse der Lernforschung am besten.

Das „Sandwich-Prinzip“
Das „Sandwich-Prinzip“

Auf einen ersten Input folgt eine Phase der aktiven individuellen Auseinandersetzung, in der die Studierenden Gelegenheit erhalten, sich untereinander auszutauschen, zu diskutieren oder einzeln nochmals den Stoff zu durchdenken. Die Gelenkstellen bezeichnen die Phasen, in denen der Lehrende aktiv wird und z.B. von einem Input in einen Arbeitsauftrag überleitet oder im Anschluss an einen solchen die Ergebnisse exemplarisch zurück ins Plenum holt und die nächste Inputphase einleitet. Hieraus ergibt sich eine gänzlich neue Perspektive auf das Planen von Lehrveranstaltungen.
Abgesehen von einem Methodenmix, also einer Variation verschiedener Aktivitäten wie Experimenten, dem Erfinden von Prüfungsfragen oder Schätzfragen,
lässt sich eine Vorlesung mit Clicker-Fragen und anschließenden Phasen von Peer-Instruction sehr gut strukturieren
(Clicker & Peer-Instruction). Die Diskussion der Antwortmöglichkeiten unter den Studierenden trägt stark zum Verständnis bei.
Wunderbare Nebeneffekte dieses Vorlesungsdesigns:

  • Im Hörsaal wird es deutlich ruhiger, da die Energie des Plenums über aktive Lernphasen abgeleitet wird und auch alle wissen, dass diese Phasen regelmäßig stattfinden.
  • Man wird selbst in einer großen Vorlesung den Bedürfnissen unterschiedlicher Lerngeschwindigkeiten und Lerntypen gerechter.

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