Online Peer-Feedback

Veröffentlicht von Lennart Osterhus am

Online Peer-Feedback

Einführung

Beim Online Peer-Feedback geben sich Studierende mit Hilfe elektronischer Werkzeuge untereinander Rückmeldungen zu ihren Arbeiten. Studierende schulen als Feedback-Gebende ihre Beurteilungsfähigkeit, kritisches Denken sowie das Formulieren wertschätzender Rückmeldungen. Als Feedback-Nehmende trainieren sie ihre Kritikfähigkeit sowie die Auseinandersetzung mit und Umsetzung von erhaltenen Rückmeldungen. Gleichzeitig üben die Beteiligten den Umgang mit dem eingesetzten Tool. Lehrende wiederum scannen einige Beiträge Studierender und erhalten so einen Überblick über mögliche Wissenslücken. Sie profitieren durch das Peer-Feedback von dem verminderten Korrekturaufwand.

Einsatzszenario

Schriftliches Peer-Feedback eignet sich für alle Aktivitäten, bei denen Studierende eigene Arbeiten anfertigen: Präsentationen, Poster, schriftliche Ausarbeitungen, Programmieraufgaben, Projektarbeiten, u.v.m. 

Ein Beispiel

Die Studierenden sollen in Gruppen ein Projekt bearbeiten. Im Laufe des Semesters haben sie zur Dokumentation des Projektes drei Meilensteine zu bearbeiten:

  • die Erstellung einer Projektskizze mit den dazugehörigen Arbeitspaketen
  • das Schreiben einer Dokumentation zur Vorgehensweise sowie
  • eine abschließende Posterpräsentation über das Projekt.

Die Lehrende weist einer Gruppe jeweils zwei Feedbackgruppen zu und die Studierenden erhalten pro Meilenstein einen Kriterienkatalog zur Bewertung, aus denen die Anforderungen klar hervorgehen.

Der Kriterienkatalog (auch “rubric” genannt), funktioniert also in beide Richtungen: als Maßgabe für die eigene Arbeit sowie für das Feedback an andere Gruppen. Die Gruppen laden ihre Meilensteine in den Online-Lernraum hoch und erhalten dort ihr Feedback. Für die Modulnote werden die drei Meilensteine sowie die Qualität des Feedbacks an die anderen Gruppen berücksichtigt.

Video

“Using self and peer feedback as assements for learning”

von Mindsetkit.

Tipps zur Umsetzung

Feedback in Gesamtprozess einbinden

Achten Sie darauf, dass Sie die Einarbeitung von Feedback – z.B. in Aufgabenbearbeitungen oder Texte – in den Gesamtprozess einbinden. Schaffen Sie möglichst viel Transparenz über den Feedback-Prozess, damit Studierende sich aktiv damit auseinandersetzen.

Feedback-Regeln vereinbaren

Mit dem Peer-Feedback können Lehrende eigene Ressourcen sparen, indem sie Verantwortung an Studierende übertragen. Allerdings geben Lehrende dadurch auch einen Teil der Kontrolle über das Lerngeschehen ab. Daher sind klare Regeln für das Peer-Feedback zu kommunizieren – z.B. wertschätzend, konstruktiv und konkret Feedback geben sowie als Ich-Botschaft vermitteln (z.B.: „Mein Eindruck ist, dass…“).

Bewertungskriterien kommunizieren

Zudem sollten Studierende ihre Rückmeldungen anhand vorab definierter Kriterien formulieren, so dass ein zielgerichtetes Feedback gewährleistet ist, auf dessen Grundlage der Text, die Präsentation oder die Lösung betrachtet wird. Sinnvoll ist hier der Einsatz einer Kriterienliste (vgl. z.B. Checkliste für Protokolle – Stahlberg, 2016. s.42-43). Weitere Infos zu Bewertungskriterien finden Sie im Beitrag Bewertungskriterien (Rubrics).
Checkliste für Protokolle

Tools für Feedback nutzen

Mögliche Tools für schriftliches Feedback sind Blogs, Foren oder Wikis, Lernplattformen wie ILIAS und moodle oder die Portfolio-Software Mahara. Je nach Tool können die Rückmeldungen

  • in Form eines vorgefertigten Formulars hochgeladen werden (z.B. zum Ankreuzen von Kriterien)
  • anhand von Leitfragen direkt online verfasst werden (z.B.: „Was hat mir besonders gut gefallen? Was habe ich nicht verstanden?“)
  • als Kommentare online eingefügt werden. 

Viele Online-Tools ermöglichen den Austausch auch mehrerer Beteiligter. Feedback kann so direkt für weitere Personen zugänglich gemacht und von diesen kommentiert bzw. ergänzt werden.

Gegenseitige Beurteilung in der Lernplattform moodle (HCU)

Innerhalb der Lernplattform moodle lässt sich Peer-Feedback über die Aktitvität Gegenseitige Beurteilung initiieren. Das funktioniert so:

Zunächst geben Studierende ihre Einreichungen ab. Sind alle Einreichungen erfolgt, bekommen die Studierenden Arbeiten Ihrer Peers zugeteilt, die sie nach vorgegebenen Kriterien bewerten. Gleichzeitig erhalten sie selbst Feedback zu der Bewertung, die sie für eine Einreichung eines Peers abgegeben haben. Weitere Infos dazu finden Sie hier.

Peer-Feedback in Stud.IP/ILIAS (TUHH)

Mithilfe des ILIAS-Objekts “Übung” ist es möglich, eine zeitgesteuerte Abgabe von gelösten Arbeitsaufträgen, beispielsweise in Form von Texten, zu ermöglichen. Beim Erstellen einer solchen Übung haben Sie die Option, neben der Abgabemöglichkeit auch ein Peer-Feedback zu integrieren. Hierbei können Sie die Fristen für die Abgabe und die Hinterlegung des Feedbacks festlegen sowie die Anzahl der erforderlichen Feedbacks bestimmen. Die Studierenden haben erst dann Zugriff auf die erhaltenen Feedbacks, wenn sie selbst die vorgegebene Anzahl an Feedbacks verfasst haben. Es besteht auch die Möglichkeit, die Identität der Feedback-Geber und -Nehmer anonym zu halten. Als Lehrende*r haben Sie jederzeit Zugang zu den eingereichten Arbeitsaufträgen und hinterlegten Feedbacks.

Literatur

Stahlberg, Nadine (2016): Selbstständiges Überarbeiten fördern: Checkliste zur Überarbeitung eines Protokolls. In: Gleßmer, Mirjam; Knutzen, Sönke; Salden, Peter (Hg.): Die Spannung steigern. Laborpraktika didaktisch gestalten. Hamburg, S. 42-43.

Using Rubrics (2018). Center for Teaching Innovation. Cornell University.