Medienkompetenz von Studierenden
Veröffentlicht von Lennart Osterhus am
Medienkompetenz von Studierenden
Einführung
Die heutige Studierendengeneration ist mit digitalen Medien aufgewachsen. Studierende gehen selbstverständlich mit Geräten wie ihrem Smartphone oder Tablets um. Doch anzunehmen, dass damit Studierende auch medienkompetent sind und digitale Werkzeuge gekonnt für ihre Lernzwecke einsetzen, gilt in der Mediendidaktik als Fehlschluss. Abhängig vom jeweiligen Studiengang gibt es unterschiedliche Ausprägungen.

Einsatzszenario
Eine Datenauswertung von deutschen Hochschulen aus dem Jahr 2016 zeigt, dass lediglich 20% der Studierenden die Vielfalt digitaler Lernwerkzeuge nutzen – d.h. die Studierenden sind hinsichtlich Mediennutzung für Lernzwecke eher zurückhaltend. (Persike und Friedrich, 2016, S. 21; 38; vgl. Grosch 2012, S. 167). In der wissenschaftlichen Diskussion um den Begriff Medienkompetenz wird auf weitere Ebenen verwiesen. Demnach sind diejenigen kompetent:
- die wissen, wie sie ihre Daten schützen.
- die in unterschiedlichen digitalen Umgebungen angemessen kommunizieren können (z. B. Chat mit Kommilitonen, E-Mail an Professor oder Professorin).
- die in der digitalen Welt selbst digitale Inhalte erstellen, und
- welche eine kritisch-reflektierte Haltung gegenüber digitalen Werkzeugen und Inhalten haben.
Medienkompetenz spielt über alle Studiengänge hinweg eine Schlüsselrolle. So ist beispielsweise anhand empirischer Erhebungen immer wieder nachgewiesen worden, dass gerade bei der gezielten Suche nach Informationen im Netz sowie beim Bewerten der Qualität und Glaubwürdigkeit von Inhalten Studienanfängerinnen und Studienanfängern häufig die Urteilsfähigkeit fehlt (Stanford History Education Group, 2016).
Wofür Studierende digitale Medien im Studienalltag nutzen (können), zeigt diese Grafik:


This work is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License. Persike, Malte; Friedrich, Julius David (2016): Lernen mit digitalen Medien aus Studierendenperspektive.
Tipps zur Umsetzung in der Lehre
Erwartungen an die Studierenden herunterfahren
Für Lehrende bedeutet dies, dass sie bei Studierenden einen reflektierten Umgang mit Medien und eine Sicherheit in der Verwendung elektronischer Lernwerkzeuge nicht unbedingt voraussetzen können. Der Reflex, dieses Problem nachträglich auf die Schule auslagern zu wollen, greift zu kurz. Denn Wissenschaft hat ihre eigenen “Mediengesetze”, die bewusst als Lernziele adressiert werden können.
Sich Zeit nehmen
Es ist sinnvoll, sich die Zeit für eine Einführung der Studierenden in benötigte digitale Lernwerkzeuge zu nehmen und immer wieder von den Studierenden verwendete Medien und mediale Inhalte mit ihnen zusammen zu reflektieren – z.B. auf die Fragen hin, ob es sich um verlässliche Quellen handelt oder ob der Einsatz eines Geräts bzw. einer Software für Lernzwecke wirklich hilfreich ist.
Aufgaben stellen, die Medienkompetenz gezielt fördern
Vielleicht als Ergänzung zu Referaten: Schaffen Sie Lernanlässe, in denen Studierende üben, komplexe wissenschaftliche Themen oder Projektarbeiten fachbezogen und ansprechend zu präsentieren, z.B. durch die Verknüpfung von Visualisierungen und eigenen Texten, welche mit Audio- und/oder Video umgesetzt werden.
Erwartungen klar kommunizieren
Angemessen in einer Fachcommunity kommunizieren auf unterschiedlichen Kanälen lernen Studierende zunächst im Austausch mit Lehrpersonen und ihren Peers. Dafür stehen vielerlei Kommunikationskanäle zur Verfügung – während der Vorlesung oder im Seminar, in der Videokonferenz, per Mail, im Chat oder im Forum… Hier ist es sinnvoll, die Erwartungen transparent zu machen, z.B. die aktive Beteiligung an Diskussionen, die Formulierung von konstruktiver Kritik und ein wertschätzender Umgang miteinander.
Literatur
Stanford History Education Group (2016): Evaluating information. The cornerstone of civic online reasoning. Online Zugriff am 21.03.2019.
Persike, Malte; Friedrich, Julius David (2016): Lernen mit digitalen Medien aus Studierendenperspektive. Online. Hochschulforum Digitalisierung, Arbeitspapier Nr. 17. Berlin. Zugriff am 21.02.2019.