Lerngruppen initiieren
Veröffentlicht von sabine am
Lerngruppen
Einführung
Lerngruppen sind bei Studierenden oftmals zunächst nicht sonderlich beliebt. Das gemeinsame Arbeiten in der Gruppe kann das Lernen jedoch auf verschiedene Art und Weise begünstigen: So können Lerngruppen zu Peer-Learning bzw. Peer-Instruction und interdisziplinären Austausch anzuregen sowie die soziale Eingebundenheit der Studierenden zu fördern. Und gerade das sozial-kommunikative Eingebundensein der Studierenden in den Lebensraum Hochschule und die Gemeinschaft der Kommiliton*innen ist ein wichtiger Faktor für den Studienerfolg (Neugebauer, M., Heublein, U. & Daniel, A., 2019).
Einsatzszenario
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Lerngruppen zu initiieren. Einige Beispiele sind hier gelistet:
Studiengang-Peers: Acht bis zehn Studierende eines Studiengangs finden sich zu einer festen “Home Base” zusammen. Gerade im ersten Semester gibt es viele Fragen rund um das Studium, die eine solche Gruppe gemeinsam in einem geschützten Rahmen klären kann. Durch die relativ große Gruppengröße ist verlässlich immer jemand ansprechbar. Hierbei geht es vor allem darum, gemeinsam Bewältigungsstrategien zu finden. Eine Unterstützung oder Betreuung von Erstsemester-Tutor*innen kann zum Gelingen maßgeblich beitragen.
Lehrveranstaltungsbezogene Lerngruppen: Studierende bilden Paare oder kleinere Gruppen, um gemeinsam an Aufgaben oder Projekten zu arbeiten bzw. sich auf die Prüfung vorzubereiten. Sollen Studierende erlernen, arbeitsteilig zu arbeiten, empfiehlt sich eine Größe von mindestens fünf Personen. Der Vorteil des Lernens in der Gruppe ist, dass Studierende voneinander lernen und dabei verschiedene Perspektiven und Kenntnisse einbeziehen.
Ob die Lehrperson die Gruppeneinteilung vornimmt oder die Studierenden sich freiwillig zuordnen: diese Art von Gruppen haben einen Betreuungsaufwand. Gruppenaufgaben sind fester Bestandteil der Lehrveranstaltung und digitale Austauschmöglichkeiten werden zur Verfügung gestellt.
Zufällige terminbezogene Lerngruppen können in Veranstaltungen zufällig zugeordnet werden – zum Beispiel um Kommiliton*innen des Studiengangs kennenzulernen oder spontan kleinere Aufgaben gemeinsam zu bearbeiten, zu diskutieren oder ein Brainstorming durchzuführen. In Präsenzveranstaltung ergeben sich diese Gruppen eventuell durch die Sitzordnung. In Web-Meetings bieten sich Breakout-Sessions an, indem Studierende zufällig einem sogenannten Breakout-Room zugeteilt werden. Gerade Studienanfänger*innen haben so die Möglichkeit, über das Semester hinweg ihre Kohorte kennenzulernen.
Tipps zur Umsetzung
Koordination der Lerngruppen
Lehrende eines Studiengangs sollten sich darüber abstimmen, ob und in welcher Form Studiengangs-Lerngruppen initiiert werden und welche Unterstützung sie (zum Beispiel durch Tutor*innen) erfahren.
Spielregeln
Regen Sie die Lerngruppen an, Spielregeln für ihre gemeinsame Arbeit zu definieren. Wann und über welche Kommunikationskanäle erfolgt der Austausch? Wer macht was? Wie kann respektvoller Umgang miteinander sichergestellt werden?
Aufgaben und Rollen in der Gruppe
Für größere Aufgaben, wie Projektarbeiten, die im Rahmen einer Lehrveranstaltung von einer Lerngruppe bearbeitet werden, kann es sinnvoll sein, die Aufgabe in kleinere Teilaufgaben zu unterteilen. So können die Gruppenmitglieder Rollen bzw. Verantwortlichkeiten untereinander verteilen. Dies hat auch den Vorteil, dass die Leistung jedes Einzelnen besser eingeschätzt werden kann.
Herausforderungen bei Gruppenarbeiten
Gruppenarbeiten sind gewiss kein Selbstläufer. Häufig kritisieren Studierende, dass sich nicht alle Gruppenmitglieder in gleichem Maße an der Aufgabe beteiligen oder die Gruppe ineffektiv kommuniziert. Studierendenbefragungen bestätigen diese Herausforderungen (Strauß, 2020).
Auch für die Bewertung von Gruppenarbeiten müssen klare Guidelines definiert werden, um die Bestimmungen der Studien- und Prüfungsordnung zu wahren.
Kommunizieren Sie daher klar, warum Sie Gruppenarbeiten in Ihrer Veranstaltung vorsehen sowie Ihre Erwartungen an die Zusammenarbeit und an die Ergebnisse.
Tools zur Gruppenfindung
Welche Tools können Sie nutzen, damit sich Studierende leicht zu Gruppen zusammenfinden können? Lernmanagementsysteme bieten in der Regel Features, die eine automatisierte oder selbstgewählte Gruppenzuordnung ermöglichen. In moodle können Sie beispielsweise die Aktivität “Gruppenverwaltung” nutzen.
In Web-Meetings können Sie feste oder zufällige Gruppen über Breakout-Sessions, also separate Kleingruppenräume, einrichten. Wie das in Zoom funktioniert, erfahren Sie hier.
Literatur
Neugebauer, M., Heublein, U. & Daniel, A. (2019). Studienabbruch in Deutschland: Ausmaß, Ursachen, Folgen, Präventionsmöglichkeiten. Zeitschrift für Erziehungswissenschaften 22, 1025–1046 (2019). https://doi.org/10.1007/s11618-019-00904-1 (zuletzt besucht am 28.10.20)
Strauß, Sebastian (2020). Herausforderungen in der Online-Gruppenarbeit. URL: https://elearning.blogs.ruhr-uni-bochum.de/herausforderungen-in-der-online-gruppenarbeit/ (zuletzt besucht am 28.10.2020)
Beitragsbild: Matteo Vistocco auf Unsplash.