#digitalonly-Newsletter Nr. 12 Prüfen in Pandemiezeiten

Veröffentlicht von nicolep am

Schwerpunkt: Prüfen in Pandemiezeiten
Ausgabe 12|April 2021

Liebe #digitalonly-Community,

und schon stecken wir mitten drin – im dritten, ebenso rein digitalen Semester! Erneut wird es in Sachen Prüfungen darum gehen, eventuell auf alternative Formate umzuschwenken. Wie wäre es zum Beispiel mit der Open-Book- oder Kofferklausur?

Gerade in großen Lehrveranstaltungen ist die Entwicklung einer digitalen Prüfungsvariante häufig nicht ganz trivial. Prof. Monika Grubbauer (Geschichte und Theorie der Stadt, HCU) und Prof. Martin Jäschke (Immissionsreduzierung in Urbanen Räumen, HCU) berichten, wie sie die Veranstaltung “Theoretisch-Konzeptionelle Grundlagen” mit ca. 450 Teilnehmenden inklusive Prüfung neu konzipiert haben:

TKG Beispiel (003)
Gruppenarbeitsbeispiel (Max Niepel, Sophia Ohlendorf, Sophia Papenbroock, Svea Walther, Smilla Wiese & Helin Ulu)

“Die Ringvorlesung ist für alle BA-Studierenden im ersten Semester verpflichtend. Die Veranstaltung vermittelt einen Überblick über die wissenschaftlichen Paradigmen und zentralen Konzepte der an der HCU vertretenen Disziplinen.

Ziel unserer Neukonzeption war es, den roten Faden und die inhaltlichen Bezüge der verschiedenen Disziplinen zu Raum als Gegenstand von Forschung, Gestaltung und Praxis für die Studierenden noch deutlicher zu machen. Im Zuge dieser Neukonzeption mussten wir auch die bisherige Prüfungsform (Klausur) überdenken. Mündliche Einzelprüfungen kamen aufgrund der hohen Teilnehmendenzahl nicht in Frage. Als neues Prüfungsformat haben wir schließlich eine Gruppenarbeit konzipiert, in der die Studierenden die im Semester erarbeiteten Ergebnisse noch einmal gemeinsam reflektieren und anhand von ausgewählten Aspekten auf einer Seite dokumentieren sollten.

Hierbei arbeiteten jeweils Studierende aus unterschiedlichen Studiengängen zusammen. Die Studierenden konnten die Aufgabe online an zwei Terminen von jeweils 90 Minuten bearbeiten, ein weiterer Termin diente der Einführung. Die Ergebnisse der Dokumentation waren äußerst zufriedenstellend. Die Studierenden haben sich auf sehr kreative Weise mit den Inhalten der Veranstaltung auseinandergesetzt und dabei auch unterschiedliche Gestaltungselemente genutzt. Vorteil: Gruppenarbeiten lassen sich online bei dieser hohen Teilnehmendenzahl vergleichsweise unaufwändig und auch für die Studierenden zeitsparend organisieren.”

Wie kann meine Prüfung in einem digitalen Format aussehen?

Nach der Prüfung ist vor der Prüfung! Das Sommersemsester ist gestartet und schon jetzt kann es sinnvoll sein, das Prüfungsformat zu überdenken. Wie kann eine digitale Variante aussehen?

Zur Beantwortung dieser Frage lohnen sich einige Vorüberlegungen: Was sind die Kompetenzziele Ihrer Veranstaltung? Soll Wissen reproduziert werden und/oder auch angewendet und analysiert werden? Welche Lernaktivitäten bieten Sie in Ihrer Veranstaltung an, damit Studierende diese Kompetenzen einüben können?

Bei manchen Prüfungstypen ist es leicht: Hausarbeiten können über die Lernplattform eingereicht werden, mündliche Prüfungen lassen sich in Zoom oder mit einem anderen Videokonferenz-Tool abhalten. Doch wie sieht’s mit der (sehr häufig eingesetzten) Präsenzklausur aus? Welche digitalen Wege oder Alternativen gibt es da noch?
    Das Take Home Exam
    Prüfung daheim - wie kann das gehen?

    In aller Munde ist das “Take Home Exam” – eine schriftliche Prüfung, die zu Hause und nicht an der Hochschule stattfindet. Häufig wird diese als Open-Book- oder Kofferklausur konzipiert: Hilfsmittel sind bei dieser Prüfungsart explizit erlaubt, was Auswirkungen auf die Art der Aufgabenstellung hat. Gefragt sind komplexere Transfer- bzw. Analyse-Aufgaben statt reinen Wissensabfragen.

    Aus prüfungsdidakticher Sicht eine große Chance! Denn das Take Home Exam setzt ganz bewusst auf kompetenzorientiertes Prüfen. So ist das Take Home Exam sicherlich weitaus mehr als eine Notlösung in Pandemiezeiten, sondern vielleicht das intelligente Prüfungsformat der Zukunft. Lesen Sie gern mehr in unserem Beitrag Take Home Exam.

    Digitale Aufgaben konstruieren

    Die Nutzung digitaler Tools zu beherrschen, genügt nicht allein, um ein gutes digitales Prüfungsformat zu entwickeln. Digitale Aufgabenformate (wie z.B. Multiple-Choice-Tests) ermöglichen meist eine (teil-)automatisierte Auswertung von Aufgabenstellungen. Und das wirkt sich positiv auf den Korrekturaufwand aus. Doch bei der Entwicklung sinnvoller Aufgaben ist einiges zu bedenken.

    Die Entwicklung einer geeigneten Fragestellung kann einiges an Aufwand und Zeit kosten. Dies ist insofern vertretbar und begründbar, als dass der Korrekturaufwand bei digitalen Aufgaben in der Regel sehr viel geringer ausfällt. Wichtig ist mir bei der Konstruktion der Fragen vor allem, dass diese über eine reine Wissensabfrage oder eine rein algorithmische Problemlösung hinausgehen. Zum Beispiel können qualitative Vorhersagen oder Vergleiche zu technischen Anordnungen gefordert werden. Zudem müssen die Antwortoptionen sorgfältig überlegt werden. Hilfreich ist es, wenn mögliche konkrete Verständnisschwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Stoff bekannt sind und in die Formulierung der unrichtigen Antwortoptionen eingehen. Am Ende zahlt sich der Aufwand aber aus, weil ich so wirklich das tiefere Verständnis der Studierenden überprüfen kann.
    Prof. Dr. Christian Kautz
    Fachdidaktik der Ingenieurwissenschaften (TUHH)

    Wie kann es gelingen, mit digitalen Aufgaben verschiedene Lernziele und Lernzielniveaus anzusprechen? Wie formuliert man eindeutige Aufgaben? Und welche Fragetypen eignen sich zur Erreichung welcher Lernziele? Solche Fragen und viele weitere greifen wir in unserem Beitrag Digitale Aufgaben konstruieren auf.

    Lesenswerte Beiträge

    Vielleicht ist in dieser Ausgabe die ein oder andere Prüfungsinspiration für Sie dabei. Wir wünschen Ihnen gutes Durchhaltevermögen für das digitale Sommersemester!

    Ihr Team Medien & Didaktik der HafenCity Universität Hamburg sowie
    Ihr Zentrum für Lehre und Lernen der Technischen Universität Hamburg

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    Photo by Nikita Tikhomirov on Unsplash