Lehre in der Exzellenzinitiative
Die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern zur Förderung ausgezeichneter Forschung in Deutschland ist momentan viel im Gespräch.
Grund dafür ist die im Januar veröffentlichte Evaluation dieses Programms durch eine internationale Expertenkommission unter Vorsitz des Schweizer Wissenschaftlers Dieter Imboden.
Der Bericht enthält durchaus auch interessante Passagen zum Thema Lehre. Die Kommission benennt sie als eine der großen Baustellen des deutschen Universitäts- und Forschungssystems und stellt mithilfe von Daten einige Entwicklungen der letzten Jahre vor. Interessant ist hier beispielsweise die Entwicklung des Betreuungsverhältnisses von Studierenden und Professuren, das sich in fast allen Fächergruppen seit 2003 verschlechtert hat. “Insbesondere in den Ingenieurwissenschaften ist die Entwicklung dramatisch”, heißt es in dem Bericht: Von knapp unter 60 Studierenden pro Professor im Jahr 2003 hat sich die Quote hier auf über 90 Studierende pro Professor im Jahr 2014 verschlechtert.
Interessant – wenngleich weniger überraschend – ist in diesem Zusammenhang auch noch einmal die Gegenüberstellung, mit welchem Budget amerikanische und englische Spitzenuniversitäten im Vergleich zu einer i. d. R. sehr geringen Studierendenzahl auskommen – und wie dies bei deutschen Spitzenuniversitäten aussieht (natürlich sehr viel schlechter). In der Zusammenschau von Studierendenzahl und Finanzierung schreibt die Kommission: “Ein spezifisches Problem deutscher Universitäten besteht darin, dass die Zahl der Studierenden das maßgebliche Kriterium für die Höhe der Basisfinanzierung darstellt. Das führt zur paradoxen Situation, dass sich die Universitäten proaktiv um mehr Studierende bemühen (müssen), gleichzeitig aber die schlechten Betreuungsrelationen beklagen.”
Für bemerkenswert hält die Kommission, dass in den bisherigen Ausschreibungen der Exzellenzinitiative kaum Bezug auf das Ideal einer Einheit von Forschung und Lehre genommen wurde. Dies ist eigentlich ebenso naheliegend wie charmant wie auch dringlich, da aus den bisherigen Exzellenzuniversitäten bzw. -clustern immer wieder mal die Klage zu hören war, dass von der exzellenten Forschung wenig bei den Studierenden ankäme. Dabei wirkt dies unerhört attraktiv: dort, wo Spitzenforschung betrieben wird, Studierende durch die Lehre unmittelbar teilhaben zu lassen.
Ob sich in der Folgeausschreibung der Exzellenzinitiative die Akzente verschieben werden, bleibt abzuwarten. Bund und Länder haben am 22. April über die Fortsetzung der Exzellenzinitiative beraten und in der anschließenden Presseerklärung zumindest festgehalten, dass in den zukünftigen Förderlinien “auch Maßnahmen im Bereich der forschungsorientierten Lehre” unterstützt werden können. Welches Gewicht diesen Maßnahmen von Antragstellern und Gutachtern beigemessen werden wird, ist schwer zu prognostizieren.