Ingenieurausbildung für die Digitale Transformation

Vom 1. bis 2. März 2018 trafen sich Vertreter aus Hochschulen und der Wirtschaft in Berlin zum 6. Qualitätsdialog des VDI unter dem Motto „Ingenieurausbildung für die Digitale Transformation“. An zwei Tagen wurde über die Auswirkungen der Digitalisierung sowohl auf die Ausbildung und die Arbeitswelt von Ingenieurinnen und Ingenieuren als auch auf die Gesellschaft als Ganzes diskutiert.

Die hochkarätig besetze Veranstaltung wurde zunächst durch den Präsidenten der TU Berlin Prof. Dr. Christian Thompson eröffnet. Im Anschluss daran stelle der Vizepräsident für Studium und Lehre Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß, die digitale Strategie der TU Berlin dar. Es folgten weitere Impulsvorträge unter anderem von Prof. Dr. Odej Kao (Leiter des Einstein Zentrum Berlin) und Prof. Dr. Klaus Keulich (Vizepräsident der Hochschule München).

„Systeme entwickeln sich schneller als die Fähigkeit sie zu beherrschen“

Am Nachmittag stellte Dr. Jonas Gallenkämper vom VDI das die Veranstaltung begleitende Diskussionspapier vor. Es folgte eine rege Podiumsdiskussion unter der Leitung von Dr. Jan-Martin Wiarda. Prof. Dr. Heiß stellte heraus, dass sich heutzutage Systeme schneller entwickeln als die Fähigkeit sie zu beherrschen. Eine kritische Distanz zur Digitalisierung sei notwendig. Prof. Dr. Gernot Spiegelberg (SIEMENS AG) hielt es für essentiell den Prozess der digitalen Transformation aktiv zu gestalten, da sie auf jeden Fall kommen wird. Hierbei müsse man sich fragen: „Wo wollen wir eigentlich hin? Wie ist unsere Vision?“ Ralph Appel (VDI e. V.) stellte ähnliche Fragen in Hinblick auf das ingenieurwissenschaftliche Studium. Für ihn müssten die Hochschulen außerdem agiler werden und mehr das Lernen lehren anstatt noch mehr Inhalte in eine Studium zu packen. In diesem Zusammenhang sprach sich Dr. Rahild Neuburger (Münchener Kreis e. V.) dafür aus den Weiterbildungsmarkt nicht aus den Augen zu verlieren. Das Studium solle sich auf das Wesentliche konzentrieren. Ein Angebot von Weiterbildungsmaßnahmen durch Hochschulen über das Studium hinaus könne hier für Entspannung sorgen. Dr. Justinus Pieper (Beuth Hochschule für Technik Berlin) stellte fest, dass die Digitalisierung die Möglichkeit biete eine Win-Win-Situation für Studierende, Hochschulen und Unternehmen zu erzeugen. Man müsse nur „die richtige Währung“ finden.

Der zweite Tag war von Workshops und kleinen Diskussionsforen geprägt. Besonders intensiv wurde darüber diskutiert wie viel gesellschaftliche Kompetenz ein Ingenieurstudium braucht und verträgt. Die einhellige Meinung hierbei war, dass die fachübergreifenden Kompetenzen und Führungskompetenzen immer wichtiger für die Ingenieurinnen und Ingenieure werden, diese jedoch zumeist im Studium nicht ausreichend vermittelt werden. Diskutiert wurde außerdem über die neuen Tätigkeitsprofile, die durch die Digitalisierung entstehen. Zugleich werden immer mehr Routinetätigkeiten durch Expertensysteme erledigt. Außerdem ist bereits jetzt eine Obsoleszenz-Akzeptanz und -Euphorie durch die Technikgestaltung zu erkennen. Ingenieurhaft Schaffende müssten sich dieser Folgen bewusst sein und sie nicht zugunsten eines unreflektierten „technical sweet“ ignorieren.

Fazit

Insgesamt hat sich der 6. Qualitätsdialog Lehre des VDI überaus gelohnt. Die Moderation durch den Wissenschafts- und Bildungsjournalisten Dr. Jan-Martin Wiarda war wieder hervorragend. Es fanden außerdem sehr bereichernde Gespräch auf Augenhöhe mit unterschiedlichen Experten aus Hochschulen und der Wirtschaft statt.

Bildquelle: VDI

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