I³ProTeachING geht online: Erfahrungsbericht unseres ersten Online-Workshops

Die ersten Zoom-Lizenzen wurden gerade verteilt und alle standen in den Startlöchern für das digital startende Semester, da fand der Workshop „Studierende in Abschlussarbeiten forschend begleiten“ digital statt. Auch für uns am ZLL sind komplette Online-Workshops etwas Neues – dieser war unsere Premiere. Worauf es uns inhaltlich und medial ankommt, berichten wir hier. 

Der Workshop wird im Rahmen der Kompetenzlinie „Forschendes Lernen & forschungsbezogene Lehre“ von I³ProTeachING angeboten. Er wird in zwei Modulen durchgeführt: Modul 1 im April und Modul 2 im Mai.

Während im zweiten Teil die Lehrpraxis im Fokus steht, beschäftigten sich die 14 Teilnehmenden im ersten Teil des Workshops mit den folgenden zentralen Fragen: Wie können…

  • …Studierende entlang eines Forschungsprozesses in Abschlussarbeiten forschen oder forschend lernen?
  • …Lehrende mit Studierenden partnerschaftlich zusammenarbeiten?
  • …Lehrende im Schreibprozess Feedback und Unterstützung geben?
  • …Studierende in Abschlussarbeiten mit feststehendem Thema Autonomie erleben?

Die technische Umsetzung

Für die Umsetzung dieses ersten Teils war es uns wichtig, verschiedene (aber wenige), nutzerfreundliche, ausschließlich an der TUHH gehostete digitale Tools zu nutzen. Zudem wollten wir bereits eingeführte digitale Tools für diese Teilnehmenden oder für sie schnell und einfach erlernbare Tools verwenden, welche sie auch in der Lehre der TUHH einsetzen können. Schließlich sollten diese Tools asynchrones und synchrones Weiterbilden ermöglichen und so ganz explizit die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowohl von Teilnehmenden als auch Dozentinnen entgegenkommen.

Wir entschieden uns für ein Flipped Classroom Konzept, wobei die mediale Umsetzung kombiniert in Mahara und Zoom stattfinden sollte. In Mahara, der bereits bestehenden Kommunikations- und Kollaborationsplattform von I³ProTeachING, sollte den Teilnehmenden vorab die Möglichkeit zur inhaltlichen Auseinandersetzung in Form einer Selbststudienzeit eingeräumt werden. In Zoom, dem an der TUHH hauptsächlich eingesetzten Videokonferenz-Tool, sollte anschließend das gemeinsame Zusammenbinden einzelner vorbereiteter Inhalte, das Diskutieren aufgeworfener Fragen und das Einführen neuer Aspekte möglich sein.

Da Mahara für I³ProTeachING schon aufgesetzt war, konnten wir (sichtbar für die Teilnehmenden) direkt und wann immer wir wollten, die Funktionalitäten in Mahara für die Verwendung für einen Online-Workshops testen, den Workshop-Raum in Mahara entsprechend einrichten und Materialien hochladen. Es lässt sich festhalten: Mahara ist und bleibt ein e-Portfolio und lässt sich nicht direkt wie eine Lernplattform (wie z. B. Stud.IP/ ILIAS) nutzen. Der Blog in Mahara konnte für die anvisierte Abbildung der Aktivitäten zu den Lerninhalten nicht genutzt werden, da die Teilnehmenden an die Posts keine Kommentare oder ihre Arbeitsergebnisse der Selbststudienphase anhängen konnten. Stattdessen verwendeten wir das Forum in Mahara, was dies ermöglichte. Günstig war es, einzelne Foren anzulegen (z. B. zum Inhalt, Tool, Fragen & Antworten). Es war möglich, Aufträge zu erstellen, Medien anzuhängen und visuell ansprechend darzustellen. Achtung: Auch hier kann nur eine begrenzte Datengröße hochgeladen werden, so dass auf die TUHH Cloud (oder den Medienserver) zurückgegriffen werden muss und man das zentrale Tool verlässt – was aber komfortabel per Verlinkung möglich ist. Ungünstig ist die aktualisierte Auflistung der TOPs im Forum, da dadurch eine gewisse Unübersichtlichkeit entsteht.

Wir nutzten für die synchrone Onlinephase eine von der TUHH vergebene Zoom Lizenz (mehr Infos zu Zoom gibt es beim RZ). In der Hinterhand hatten wir workarounds für die Nutzung der kostenfreien Version. Es lässt sich festhalten: Die Funktionalitäten in Zoom funktionieren gut, Übergänge sind smooth, die Stabilität des Tools ist (bei dieser Teilnehmendenzahl vor dem Semesterstart) gut gegeben gewesen und ein schneller, einfacher Einstieg in das Tool ist möglich. Zu bedenken ist, dass Teilnehmende unterschiedliche Zugänge in Zoom haben (über App oder Browser) und dann nicht unbedingt alle Funktionalitäten gleichermaßen zur Verfügung stehen (z.B. Reaktionen, Umfragen, Kommentierung im Whiteboard). Wichtig ist, sich nach dem Erstdurchlauf mit den verschiedenen Funktionen in Zoom via Einstellungen etwas mehr auseinanderzusetzen, in die Feinheiten einzudenken, Variationen in der Umsetzung (auch in der Lehrpraxis direkt) auszuprobieren und diese für eine gute und individuell machbare online-Didaktik auszuschöpfen.

Inhaltliche Einblicke

Teilnehmende erarbeiteten… 

  • …sich ein Verständnis, dass Abschlussarbeiten explizit als Forschungsprozess gestaltet werden (können), also als ein Zirkel von Phasen ablaufen (können). Am idealtypischen Forschungszyklus von Pedaste et al., 2015 wurde die Ausprägung der einzelnen Phasen in der Abhängigkeit vom Fach diskutiert.
  • …dass partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden in Abschlussarbeiten nach dem Prinzip „students as partners“ komplex und dynamisch hinsichtlich von Werten und Rollen ist, deren Anwendung in der Lehrpraxis individuell und miteinander gestaltet werden muss, wobei u. a. „Klein anzufangen“ und eine explizite Kommunikation Schlüsselaspekte sind. Dieses Handout bietet einen Einstieg.
  • …sich ausgehend von einem idealtypischen Schreibprozess, der vorab einem kurzen Screencast vorgestellt wurde, verschiedene Möglichkeiten der individuellen Betreuung. Wir tauschten uns darüber aus, auf welche Schreibprodukte Feedback gegeben werden kann, so dass Studierende von Anfang an schreiben und es dabei die eigenständige Arbeit der Studierenden bleibt.
  • …sich verschiedene Dimensionen, in denen Studierenden in Abschlussarbeiten Autonomie über ihren Forschungs- und Schreibprozess übertragen werden kann. Dies erfolgt in Anlehnung an das FideS-Modell zur Analyse und Konzeption forschenden Lernens.

Meinung von Teilnehmenden

Die Teilnehmenden, die auch an der anschließenden Workshop-Evaluation teilnahmen, empfanden die Inhalte als relevant und anwendbar für ihre derzeitige Lehre und bedeutend für ihren zukünftigen beruflichen Werdegang. Sie schätzen an der Kombination aus Arbeiten in Mahara und dem Onlinemeeting, dass sie mehr Zeit zum Nachdenken hatten, wünschten sich aber auch konkretere Anweisungen, was genau und in welchem Umfang in der Selbststudienphase zu tun ist sowie eine Beachtung ihrer tatsächlich aufgebrachten Workloads. Wie auch in den Präsenzworkshops wurden die Diskussionen in kleineren Gruppen, unter Nutzung der Breakout-Sessions, als besonders wertvoll empfunden.

Unser Fazit

Das Kaffeetassensymbol in Zoom ersetzt nicht die Gespräche über „Wie machst du das eigentlich…“ mit der Kaffeetasse in der Hand. Aber ein – auch nach der 80/20-Regel – aufgesetzter Screencast (z. B. mit active presenter erstellt) oder eine aufgezeichnete Kurzpräsentation (z. B. mit Powerpoint erstellt) ersetzt sehr wohl einen Impuls-Vortrag. Die technischen Möglichkeiten, um asynchrone sowie synchrone Phasen ansprechend und abwechslungsreich auszugestalten, sind an der TUHH vorhanden.

Die Teilnehmenden zu bitten, ihre Gedanken oder Vorgehensweise für alle sichtbar in Forenbeiträgen vorab zu teilen, führt zu einer inhaltlichen Tiefe, die wir nicht immer in den Präsenz-Workshops erreichen. Etwas auszuformulieren, statt schnell einzuwerfen, verlangt von jedem/r Einzelnen aber auch deutlich mehr Zeit. Und das ist eine wertvolle Ressource – gerade jetzt. Um Frust zu vermeiden, werden wir zukünftig Aufgaben noch konkreter formulieren und einen Erwartungshorizont zum Umfang angeben.

Aber auch Gespräche dauern in der synchronen Onlinephase länger. Es gibt Verzögerungen in der Übertragung, es wird länger ausgehandelt, wer nach wem spricht. Dadurch mussten wir einen Inhaltsblock ersatzlos streichen. Webinar-Profis planen mit ca. 10-20 % weniger Inhalt im Vergleich zu einem Präsenzworkshop. Wir arbeiten daran, schnell Profis zu werden!

Schließlich werden wir auch weiterhin, und das vermehrt, sowohl parallele Gruppenarbeiten als auch Alternativen (asynchron oder synchrone Teilnahme) anbieten, die es den Teilnehmenden ermöglicht, ein breites Thema zu erschließen und gleichzeitig ihrem individuellen Interesse in machbarem Umfang zu verfolgen. Zudem werden wir die technischen Möglichkeiten ausschöpfen, um eine positive Atmosphäre zu kreieren und das Netzwerken über die Dekanatsgrenzen hinweg zu unterstützen.

Es ist uns wichtig, über die Erfahrungen transparent und offen im Austausch zu stehen und voneinander zu lernen. Wir freuen uns daher über Ihre Berichte. Teilen Sie Ihre Erfahrungen und guten Tipps mit der Universitätsgemeinschaft! Wir bedanken uns bei den Teilnehmenden für einen produktiven ersten Teil dieses Workshops, fürs gemeinsame Experimentieren und freuen uns auf Teil 2.

Autorinnen: Ulrike Bulmann und Dorothea Ellinger


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert