Hochschulrankings und die Lehre

Für Aufsehen an deutschen Hochschulen sorgt aktuell die Debatte um das BWL-Ranking im „Handelsblatt“. Über 300 Professor/innen – darunter auch Mitglieder der TUHH – haben einen Brief unterzeichnet, in dem sie das Handelsblatt dazu auffordern, sie nicht in diesem Ranking zu führen (http://handelsblattranking.wordpress.com/). Das Handelsblatt-Ranking basiert ausschließlich auf der Gewichtung von Aufsatzpublikationen. Die Unterzeichner des offenen Briefs schreiben hierzu prominent im ersten Punkt ihres Aufrufs: „Rankings des Forschungsoutputs (…) führen indirekt zu einer Abwertung von Tätigkeiten außerhalb der Forschung“ – und hier insb. auch der Lehre.

Die Kritik an regelmäßig forschungszentrierten Rankings ist nichts Neues. Sie traf zuletzt u.a. das CHE-Ranking, das ebenfalls einen Boykott von Historikern und Soziologen hinnehmen musste. Entsprechende Initiativen wenden sich aber nicht unbedingt gegen das fraglos vorhandene Interesse daran, einen Eindruck von der Qualität einzelner Studienorte zu erhalten. In Deutschland führt der Wissenschaftsrat gegenwärtig ein aufwändiges Projekt für die verlässliche Gestaltung eines Forschungsrankings durch (vgl. DUZ Nr. 9/2012, 27-29). Die dort gemachten Erfahrungen zeigen: Schon für die Forschung ist eine einigermaßen zuverlässige Wertung kaum noch mit vertretbarem Aufwand zu erstellen.

Wie aber soll dies dann auch noch bei einer „flüchtigen Materie“ wie der Lehre gelingen? Indikatoren, die hierfür in der Vergangenheit verwendet werden – wie z.B. das Betreuungsverhältnis – scheinen kaum angemessen, die Dimensionen einer gelungenen Lehrveranstaltung abzubilden. Selbiges gilt auch für alle anderen rein von außen erfassbaren Daten. Diese Schwierigkeit zeigt sich im übrigen auch bei anderen Anlässen, zu denen Lehre bewertet werden soll – wie z.B. bei der Vergabe von Lehrpreisen. Während dort allerdings teils ein erhöhter Aufwand möglich ist, der z.B. den Einbezug studentischer Stimmen erlaubt, scheint dies für ein großangelegtes Ranking nicht handhabbar. Insofern gilt auf absehbare Zeit: Ein Ranking darf nicht als Anhaltspunkt für die Lehrqualität gelten.

(PS)

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