Heterogenität der Studierenden und Lösungsansätze von Tutor/-innen
Lehrende sehen sich mit einer wachsenden und zunehmend heterogenen Studierendenschaft konfrontiert.
Da viele studentische Fachtutor/-innen nach ihrem Abschluss ihren Weg an der Hochschule fortsetzen, ist es sinnvoll, bereits bei ihnen anzusetzen und sie für das Thema zu sensibilisieren und bei einem konstruktiven Umgang zu unterstützen. Dafür ist es hilfreich zu erfassen, welche Dimensionen von Heterogenität sie wahrnehmen, wie herausfordernd und oft sie diese erleben und wie sie damit umgehen.
Dieser Beitrag fasst drei Studien mit Tutor/-innen, die Übungen in ingenieurwissenschaftlichen Grundlagenfächern geben, zusammen, in denen ihr Lehrverhalten anhand von 40 Hospitationsberichten (Rohde & Stahlberg, 2019) sowie ihre Herausforderungen und Bewältigungsansätze anhand von 79 Reflexionsberichten und 64 Fragebögen untersucht wurden (Rohde & Block, 2018 & 2019).
Es zeigt sich, dass Tutor/-innen Unterschiede bei den Studierenden hinsichtlich des Grads der Motivation, Vorbereitung und Aktivität erleben. Am stärksten betonen sie jedoch die Unterschiede bezüglich des Verständnisses, Vorwissens und der Schnelligkeit. Diese Leistungsheterogenität wird zwar seltener als andere Herausforderungen berichtet, tritt es jedoch auf, wird es besonders herausfordernd eingeschätzt. Auffällig ist, dass interkulturelle Unterschiede oder ein unterschiedliches Sprachverständnis in den Hospitationsberichten und Reflexionsberichten anders als in den Supervisionsterminen in der Tutor/-innenqualifizierung nicht erwähnt werden.
Als Lösungsansatz berichten die Tutor/-innen hinsichtlich des Lehrformats, dass sie gute Erfahrungen damit machen, frontale Lehrelemente durch eigenständiges studentisches Arbeiten zu ersetzen. Darüber hinaus erfragen sie das Vorwissen etc. der Studierenden vorab, bieten Studierenden mit fachlichen Schwierigkeiten individuelle Hilfe an, initiieren Unterstützung durch Kommiliton/-innen und lassen fortgeschrittene Studierende Zusatz- bzw. nächste Aufgaben bearbeiten. Erschwert werden ihre Lösungsstrategien allerdings durch einen eingeschränkten Gestaltungsspielraum, wie z. B. ein festes Format, von dem sie nicht abweichen dürfen oder Zeitdruck in den Übungssitzungen.
Diese Sensibilisierung für die Vielfalt von Menschen ist eine gute Vorbereitung auf die berufliche Zukunft. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema in Qualifizierungsmaßnahmen und der Lehre entwickeln sich Ingenieurpersönlichkeiten, die es gelernt haben, unterschiedliche Personengruppen zu verstehen und sich auf sie einzustellen.
Quellen
Rohde, J. A. & Block, M. (2019). Verzicht ist auch keine Lösung – Eine explorative Fragebogenstudie zur Bewertung von Herausforderungen und Bewältigungsansätzen in der tutoriellen Lehre. Vortrag auf der 48. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik, Universität Leipzig, 07.03.2019.
Rohde, J. A. & Stahlberg, N. (2019). Welches Lehrverhalten zeigen geschulte Tutor/-innen? Eine explorative Analyse selbst- und fremdwahrnehmungsbasierter Reflexionsberichte. Die hochschullehre. online abrufbar
Rohde, J. A. & Block, M. (2018). Welche Herausforderungen und Bewältigungsstrategien berichten Tutor/innen der Ingenieurwissenschaften? – Eine explorative Analyse von Reflexionsberichten. Impulsforum auf der 47. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik, KIT Karlsruhe, 02.03.2018.