DGHD-Jahrestagung: Evidenz im Fokus

Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik ist die größte Tagung zur Hochschuldidaktik im deutschsprachigen Raum. Etwa 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dieses Jahr in Köln an der dortigen Technischen Hochschule mit dabei. Auch das ZLL war wieder mit mehreren Beiträgen vertreten, so unter anderem zu den Themen Forschendes Lernen, Schreibdidaktik und Evaluation.

„Was erwarten Sie von der Hochschuldidaktik: Lehrentwicklung, Hochschulentwicklung? Kompetenzentwicklung? Qualitätsentwicklung?“ Mit diesem Fragenkatalog eröffnete Gabi Reinmann, Professorin für Lehren und Lernen an der Hochschule (Universität Hamburg), ihre Keynote auf der Tagung. Ihre Fragen zeigen den vielfältigen Raum auf, in dem sich die Diskussionen auf der Jahrestagung bewegten.

Dieter Euler, Professor für Educational Management an der Universität St. Gallen, legte angesichts dieser Themenfülle in seinem Eröffnungsvortrag den Schwerpunkt auf die Themen Lehr- und Hochschulentwicklung. Vier Thesen stellte er hierzu auf:

  • Lehrinnovationen konkurrieren (häufig) mit anderen Innovationsfeldern.
  • Lehrende sind nicht steuerbar, aber beeinflussbar (weshalb top-down Prozesse alleine kontraproduktiv seien).
  • Lehrende streben nach guter Lehre, selten aber danach, als Erste eine Lehrinnovation einzuführen.
  • Nicht alle wollen den Lehrpreis, aber viele Lehrende sind bereit für eine Veränderung der Lehre in kleinen Schritten.

Um in dieser Situation erfolgreich zu sein, muss Euler zufolge eine Universitätsgemeinschaft konkret und prüfbar die Ziele von Studium und Lehre an der eigenen Institution definieren und dabei kohärente Studienprogramme in den Mittelpunkt stellen. Für die erfolgreiche Umsetzung braucht es dann sowohl die Hochschuldidaktik, ein „Change Management“ auf Hochschulleitungsebene und auch die Beforschung der Erfolge (im Sinne einer kritischen Begleitung).

Was letztgenannten Punkt betrifft, so zog sich das Thema Evidenzbasierung als ein roter Faden durch die ganze Tagung. Sowohl in den Keynotes als auch in verschiedenen Workshops kam immer wieder die Frage auf, wie Erkenntnisse der Lehr-Lernforschung auf die hochschuldidaktische Praxis übertragen werden können und wie mithilfe von selbst durchgeführten Evaluationen Erkenntnisse über die Wirkung hochschuldidaktischer Arbeit gewonnen werden können. Hier dockten auch die ZLL-Beiträge an, so beispielsweise Sara Brauns Vortrag zur Evaluation des Qualifizierungsprogramms „Forschendes Lernen an der TUHH“. Diskutiert wurden hier zugrundeliegende Konzepte, methodische Fragen und praktische Implikationen evidenzbasierter Arbeit in der Hochschuldidaktik.

Stark vertreten waren zugleich aber auch wieder die unmittelbar praxisrelevanten Berichte und Diskussionen über die Arbeit in den hochschuldidaktischen Einrichtungen. Für das ZLL lässt sich hier der von Nadine Stahlberg gemeinsam mit Kolleginnen der Universitäten Bochum und Bielefeld durchgeführte Workshop nennen, in dem diskutiert wurde, wie Potenziale des Schreibens in Lehrveranstaltungen genutzt werden können. Adressiert wurden unter anderem die Fragen, wie Lehrende die aktive Beteiligung von Studierenden sicherstellen und bei ihnen kritisches Denken fördern können. Die zugrundeliegende Idee, das Potenzial des Schreibens in Lehrveranstaltungen aktiv zu nutzen, stieß auf großes Interesse im Teilnehmerkreis.

Insgesamt war die dghd-Tagung auch in diesem Jahr wieder ein Großereignis, das einen sehr guten Überblick über aktuelle Diskussionen in der hochschuldidaktischen Gemeinschaft gab und sicher bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern neue Denkprozesse angestoßen hat!

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