Das Bauwesen justiert sein Inneres nach – neuer Referenzrahmen für den Bachelor erschienen
Wer bestimmt eigentlich, welche Inhalte einen Studiengang ausmachen? Für das Bauwesen vertritt der “ASBau – Akkreditierungsverbund für Studiengänge des Bauwesens” die Interessen vieler Stakeholder an den Studiengängen des Bauingenieurwesens. Darin sind z. B. die Bauwirtschaft, Hochschulen, Ingenieurkammern, die Beratenden Ingenieure, die öffentliche Verwaltung und die Studierenden vertreten (“Bundesingenieurkammer”, die “Bauingenieur-Fachschaften-Konferenz”, “Fakultätentag Bauingenieurwesen, Geodäsie und Umweltingenieurwesen” etc., ASBau 2018:4).
Ein zentrales Ziel besteht darin, die Hochschulen und Fachbereiche durch Bereitstellung eines kürzlich weiterentwickelten “Referenzrahmens” bei der Gestaltung ihrer Bachelor-Studiengänge zu unterstützen, insbesondere im Vorfeld der Akkreditierung. Desweiteren sollen Arbeitgeber und Öffentlichkeit besser einschätzen können, was ein konkretes Studium des Bauingenieurwesens an einem Studienort im Kern ausmacht. Dies wird dadurch erreicht, dass die Empfehlungen quasi normbildend wirken und dadurch den Kernbereich des Studiums einheitlich beschreiben. Auf diese Weise kann zugleich das spezifische Profil einer einzelnen Hochschule eingeschätzt werden, da erkennbar wird, wie sich ein Programm von den Empfehlungen absetzt. Zur Zielgruppe der neuen Fachpublikation gehören auch die Fachgutachterinnen und Fachgutachter in Akkreditierungsverfahren (ASBau:5).
Als fachinhaltliche Leitlinie sind im Referenzrahmen 7 Kompetenzfelder benannt, die mit dem Bachelor-Studium des Bauingenieurwesens abgedeckt werden sollten (ASBau:13):
Ergänzend hat der ASBau einen Katalog an überfachlichen Kompetenzen (“Querschnittskompetenzen”) definiert, die im Laufe des Studiums entwickelt werden sollen. Hierzu gehören u. a. das “analytische Denken und Abstraktionsvermögen”, das “interdisziplinäre Arbeiten” und die “Selbstlernkompetenz” (ASBau:7). Empfohlen wird dabei klar, sie in die Vermittlung der fachlichen Inhalte zu integrieren. Frühe interdisziplinäre Projekte eignen sich in Bezug auf Querschnittskompetenzen besonders gut, da sie zugleich ein wichtiges Element des Berufsfeldes sind (ebd.).
Neben den allgemeinen Grundsätzen stellt der Referenzrahmen die Möglichkeit jeder Hochschule heraus, den eigenen Bauingenieurwesen-Studiengang individuell auszugestalten. Mit der gemeinsamen Basis der Studieninhalte können spezifische Studienschwerpunkte verbunden werden, die sich auf profilbildende Fächer stützen (ASBau:8).
Um hierfür in der Studiengangsplanung Raum zu geben ist es hilfreich, die konkrete Größenordnung der notwendigen ‘Basis’ einschätzen zu können. Der Referenzrahmen liefert hierfür nützliche Kennwerte: Die Kompetenzdimension “Grundlagen des Ingenieurwesens” soll möglichst 40 % des Studiums abdecken, flankiert von jeweils 20 % für die Dimensionen “Planung”, “Bemessung” und “Baumanagement” (ASBau:9):
Dies bedeutet – größenmäßig betrachtet – auf den ersten Blick eine Relativierung der Veranstaltungen zu den Grundlagen und zum konstruktiven Bauwesen. Auf den zweiten Blick ist jedoch zu berücksichtigen, dass “weite Teile des Studiums alle vier Bereiche abdecken werden” (ASBau:9). Dennoch bleibt unter dem Strich festzuhalten, dass die eher prozessual und organisatorisch geprägten Dimensionen “Planung” und “Baumanagement” an Bedeutung gewonnen haben. Die Überarbeitung des Referenzrahmens des ASBau trägt damit der veränderten Praxis wie auch absehbaren Zukunftstrends Rechnung.
Um einen Studiengang mithilfe des Referenzrahmens weiterzuentwickeln ist es schließlich wichtig, dass die beteiligten Fachgebiete ihre Beiträge im Curriculum gut aufeinander abstimmen. So kann eine hohe Qualität des Studiengangs erreicht werden (ASBau:10).
ASBau – Akkreditierungsverbund für Studiengänge des Bauwesens e.V. (2018). Referenzrahmen für Studiengänge des Bauingenieurwesens (Bachelor). Berlin.