Campus Innovation: Digitalisierungsstrategien und „Openness“

Am 26. und 27. November lud das Multimedia Kontor Hamburg wieder zur „Campus Innovation“ ein. Die jährliche
E-Learning-Konferenz, die seit 2008 gemeinsam mit dem Konferenztag „Studium und Lehre“ der Universität Hamburg durchgeführt wird, lief dieses Jahr unter dem Motto „Change: Digitalisierungsstrategien und ‘Openness’ von Hochschulen – zwei Seiten einer Medaille?“ Mit diesem Motto knüpften die Veranstalter an ihre Konferenz im letzten Jahr an, die seinerzeit unter dem Motto „Change: Digital Readiness“ lief. War also letztes Jahr noch die Frage zentral, ob die Hochschulen schon bereit für einen digitalen Wandel sind, begleitete die Konferenz diesmal die Frage: Wie könnte so ein Wandel aussehen?

Die Tagung beleuchtete dazu in mehreren Themenblöcken verschiedene Ansätze, wie die Bildungskultur über offene, partizipative Lehr-Lern-Formate mit digitalen Medien neu definiert werden kann und diese nachhaltig in den Strukturen und Prozessen der Hochschulen implementiert werden können.

Herausgestochen mit seiner Keynote am ersten Konferenztag ist der Journalist Christian Füller, der die „Digital Natives“ – oder, wie er sie nennt, die „Digital Naives“ – als die heranwachsende Studierendengeneration skizzierte, die zwar selbstbewusst alltäglich Medien nutze und deren Einsatz auch gewissermaßen von den Lehrkörpern wie (Hoch)Schulen erwarte, aber doch oft fern von einem kompetenten Umgang im Sinne einer Medienkompetenz mit diesen hantiere. Für Füller ist der starke Fokus zur Digitalisierung im Bildungsbereich der falsche Weg und ggf. sogar gefährlich, wenn in Zukunft Bildungsinhalte bei Drittanbietern eingekauft werden müssten.

Unterhaltsam dargeboten streifte Füller mit seiner Präsentation zwar nur sekundär die Bildungskultur an den Hochschulen, stellte aber dennoch zwei wichtige Aspekte im Hinblick auf das Konferenzmotto heraus: Bildung sollte frei von monetären Einflüssen sein und mediendidaktisch, jedoch nicht technologiegetrieben diskutiert werden.

Ein Ansatz zur Vermeidung von monetären Zwängen ist der Einsatz freier Lehrmaterialien (Open Educational Resources) und offener Werkzeuge in Bildungskontexten. Dass beim Einsatz von OER aber eine veränderte Lehr-Lern-Kultur gedacht werden sollte, zeigte Prof. Kerstin Mayrberger (Universität Hamburg) in ihrem Vortrag, in dem sie eine Abkehr von traditionell linearen Bildungskonzepten zu offenen Lehr- und Lernformaten beschreibt, in der die Lernenden aktive Mitgestalter*innen sind. In ihren didaktischen Überlegungen schlägt sie sehr schön einen Bogen von OER zu einer neuen, offenen Lehrpraxis, einer „Open Educational Practice“ in der akademischen Lehre.

Dass einige neu aufgekommene digitale Bildungsformate nach genauer Betrachtung der alltäglichen Hochschullehre nicht standhalten können, ging aus dem Vortrag von Prof. Malte Persike (Universität Mainz) hervor. Persike stellte ein intern gefördertes Programm zum Einsatz von so genannten “Massive Open Online Courses” (MOOCs) an der Universität Mainz vor, das trotz breiter Unterstützungsstrukturen durch ein Medienzentrum zu einem erheblichen Aufwand für die beteiligten Lehrenden und ihre Mitarbeiter*innen führte, sodass die Lehrenden danach bis zu drei Semestern freigestellt werden müssten, um den erbrachten Zeitaufwand auszugleichen. Als Rückschluss werden jetzt weniger aufwendige Lehr-Formate an der Universität Mainz durchgeführt und es wird nun mehr darauf geachtet, welche Konzepte die richtige Balance zwischen Lernmehrwert für die Studierenden und Ressourcenaufwand bei den Lehrenden und anderen Beteiligten bietet.

Ein besonderes Highlight auf der Campus Innovation war die “Hamburg Open Online Universität” (HOOU), deren Ziel die Zusammenführung der klassischen Präsenzlehre der Hamburger Hochschulen mit den Möglichkeiten digitaler Technologien ist. In einer gemeinsamen Keynote stellte die Lenkungsgruppe den „Markenkern“ der HOOU vor, der im Wesentlichen aus Lernendenorientierung, Wissenschaftlichkeit, Öffnung für neue Zielgruppen und Offenheit besteht.

Das Bild zeigt eine Präsentationsbühne auf der Konferenz. In der oberen Hälfte sieht man die Präsentation, in unteren Hälfte die Redner. Von links nach rechts im dunklen Anzug mit weißem Hemd Prof. Sönke Knutzen, daneben Prof. Kerstin Mayberger gefolgt von Prof. Monika Bessenrodt-Weberpals und rechrts außen Dr. Marc Göcks
Lenkungsgruppe HOOU von links nach rechts Prof. Sönke Knutzen (TU Hamburg-Harburg), Prof. Kerstin Mayberger (Universität Hamburg), Prof. Monika Bessenrodt-Weberpals (HAW Hamburg) und Dr. Marc Göcks (Multimedia Kontor Hamburg)

Zudem wurden im letzten Jahr verschiedene Maßnahmenpakete zur Erreichung des Ziels identifiziert und Expertengruppen gegründet:

  • Digital Qualification – Federführung: Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
  • Open Educational Resources (OER) – Federführung: Universität Hamburg
  • Portalkonzept und Technik – Federführung: Technische Universität Hamburg
    gemeinsam mit der Multimedia Kontor Hamburg GmbH

Weiterführend zur Keynote stellten sich über den Tag verteilt viele Einzelprojekte der beteiligten Hochschulen vor, die die Lernumgebung später mit Inhalt und methodischen Ideen füllen werden. Auch die Projekte der TUHH waren zahlreich vor Ort und die Projektleitungen präsentierten ihre Ideen.

Als digitale Ergänzung zu den Entwicklungen der HOOU wurde auch ein begleitender Weblog unter der Adresse www.hoou.de freigeschaltet, der nun allen Interessierten einen Blick hinter die Kulissen gewährt.

Insgesamt gab die Konferenz viele neue Impulse zum Einsatz digitaler Medien im Hochschulkontext und ermöglichte zudem einen guten Einblick in die vielfältigen Projekte und aktuellen Entwicklungen der HOOU.

Autor: Christian-Maximilan Steier

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