Agiles Lehren …oder lean oder doch hybrid?

Was tun, wenn auf einmal doppelt so viele Teilnehmende in einer Veranstaltung sitzen, als erwartet? Die plötzliche Änderung der Rahmenbedingungen kann zu unerwarteten Herausforderungen führen. So musste ich mir bei meinem Workshop durch eine Einstiegsfrage, die ich durch die Teilnehmenden diskutieren ließ, etwas Zeit für eine kurze Umplanung verschaffen. Für meine ursprünglichen Methoden waren es einfach zu viele.
Welche Methode sollte ich nehmen? Es gab viele Möglichkeiten, das wusste ich aus Erfahrung, doch warum sollte ich dies schnell und alleine entscheiden – ich könnte doch die Teilnehmenden mit einbeziehen und so ihnen ebenfalls diese Problematik näher bringen. Also habe ich die Teilnehmenden gefragt: „Wir sind ja heute ein paar mehr, was mich sehr freut. Daher werde ich mir spontan jeden Schritt mit Ihnen zusammen überlegen. Was interessiert Sie an dem Workshop-Thema denn besonders?“
Dieser Ansatz hat einen ganz neuen Blick auf das Thema ermöglicht. Ich habe die Punkte meiner Agenda angepasst, um auf diese Bedürfnisse und Problemlagen einzugehen und Feedback eingeholt, das ich für die nächste Phase des Workshops nutzen konnte. Es sind durch diese Form der Workshop-Leitung ganz andere und auch tiefer gehende Fragen aufgekommen als sonst.
Davon haben in erster Linie die Teilnehmenden profitiert. Je nach Zeit und Arbeitsphase konnte man das Format anpassen, wenn man sich ohnehin von der ursprünglichen Agenda verabschiedet hatte.

Seit spätestens 2016 als Prof. Dr. Dr. Christof Arn sein Buch „Agile Hochschuldidaktik“ veröffentlicht hat, gibt es für diese Art zu lehren selbigen Namen. Aber stimmt das denn? Ist agil so etwas, wie ich das gemacht habe?

Was für agil spricht, sind folgende Aspekte:

  • Es gab keine feste Agenda.
  • Es waren kleine überschaubare Einheiten.
  • Es gab viel direktes Feedback, das zur weiteren Gestaltung genutzt wurde.

Was aber für ein anderes gern genutztes Adjektiv spricht, ist folgendes:

  • Der Workshop wurde an den Wünschen der Teilnehmenden ausgerichtet.
  • Jeder Zeitraum wurde optimal genutzt.
  • Die Teilnehmenden bestimmten die Tiefe der Themen und so war der Workshop…

…. na, hätten Sie es gewusst? Er war lean, d. h. effizient, da direkt am „Kunden“ orientiert.

Aber selbst wenn diese Art des Lehrens weder richtig agil noch lean gewesen sein sollte sondern eher die Hybrid-Variante, dann kann ich Sie nur ermutigen: Haben Sie keine Angst, wenn Ihnen eine viel größere oder viel kleinere Gruppe plötzlich gegenübersitzt. Seien Sie offen und passen Sie Ihr nunmehr unpassendes Format an. Es lohnt sich.

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