15 Jahre Bologna – Bilanz der Bildungsreform

640px-Bologna-Prozess-LogoDie Feuilletons sind sich einig: Bologna ist ein Misserfolg. Seit die europäischen Bildungsminister im Juni 1999 die Reform verabschiedet haben, habe sich zwar viel verändert, aber wenig zum Guten, so die deutsche Qualitätspresse. Die hehren Ziele der Beteiligten seien nicht erreicht worden: Die Mobilität der Studierenden habe sich seit der Jahrtausendwende nicht verbessert, sie stagniere bei einem Drittel der Studierenden. Auslandserfahrung zu sammeln sei somit in den neuen Studienstrukturen nicht einfacher geworden als vorher. Zudem leide der Bachelor an einem Akzeptanzproblem und zwar sowohl bei den Studierenden, die mehrheitlich noch einen Master anschließen wollen, als auch bei den Arbeitgebern (vgl. auch Handelsblatt vom 17.6.2014). Darüber hinaus werden allerorts hochspezialisierte Masterstudiengänge eingerichtet, was eine innerdeutsche Mobilität zusätzlich erschwere.

Zeit eine Lanze für die Bildungsreform zu brechen:

Das Gute an Bologna ist, dass die Reform eine Verbesserung der Qualität der Lehre ermöglicht. Die Umstellung auf die Learning-Outcomes bedeutet, die Lehre von den Lernergebnissen her zu denken. Wenn man sich auf diese Perspektive einlässt, ist das ein echter Paradigmenwechsel für die Lehre. Dann trifft man die Entscheidungen, welche Stoffe und Methoden sich eignen, anhand der Frage, welche Fähigkeiten und Kompetenzen die Studierenden erwerben sollen. Das ermöglicht z.B. die Hinterfragung von Kanonwissen und vermeidet eine Aneinanderreihung von Inhalten, die aus den unterschiedlichsten Gründen für wichtig gehalten werden.

Die Politik hat damit aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung zum Lernen aufgegriffen und zum Ausgangspunkt ihrer Reform gemacht: Wissen ist nicht einfach von Kopf zu Kopf übertragbar, sondern muss in jedem Kopf selbst kreiert und verknüpft werden. Die Aufgabe der Lehre ist es, die Bedingungen für diesen Prozess zur Verfügung zu stellen. Dies ist aus didaktischer Perspektive eine begrüßenswerte politische Entscheidung gewesen.

Dass die Veränderung aller Universitäten Europas ein komplexer Prozess ist, der nicht so leicht steuer- oder vorhersehbar ist, sollte klar sein. Insofern sind auch Probleme, Rückschläge oder Fehlentwicklungen vorauszuahnen gewesen. Wichtig scheint mir jetzt zu sein, diese zu benennen, zu diskutieren und die Bedingungen zu verändern.

Nicht zu vergessen: Bologna zeitigt auch konkrete Erfolge: Wichtige Zielsetzung von Bologna war die Senkung der Studienabbruchquoten. Wie die neusten Zahlen zeigen, ist ein Rückgang der Studienabbruchquoten zu verzeichnen. 2012 sind sie gesunken, im Falle der Ingenieurswissenschaften um 12 Prozent seit 2010.

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